Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich



(Artikel aus der Quartalschrift "Wegbegleiter" 2019 / 3)


Mag. Elisabeth Svoboda                                                                                                                           

Einiges über Kirche und Welt der Gegenwart, Teil 1
 

"In meinem letzten Buch habe ich zur Stille aufgerufen. Doch ich kann nicht mehr schweigen. Ich darf nicht länger schweigen. (...) Täglich erhalte ich von allen Seiten Hilferufe von Menschen, die nicht mehr wissen, was sie glauben sollen. Täglich empfange ich in Rom entmutigte und verletzte Priester . ..." So schreibt der Präfekt der römischen Gottesdienstkongregation, Robert Kardinal Sarah, in seinem neuen Buch mit dem bezeichnenden Titel "Herr, bleibe bei uns! Denn es will Abend werden" * (S. 11).

Und er schreibt weiter: "Ich werde nicht davor zurückschrecken, in diesem Buch Klartext zu sprechen. (...) Verzeiht mir, wenn einige meiner Worte Euch schockieren. Ich möchte Euch nicht mit beschwichtigenden und lügnerischen Äußerungen einschläfern. (...) Ich schulde Euch, liebe Christen, die Wahrheit, die befreit. Die Kirche befindet sich in Agonie, weil die Hirten sich fürchten, in aller Klarheit die Wahrheit auszusprechen. Wir haben Angst vor den Medien, Angst vor den Meinungen, Angst vor unseren eigenen Brüdern! Doch der gute Hirte gibt sein Leben für seine Schafe. (...) Wir Bischöfe müssten erzittern bei dem Gedanken an unser schuldhaftes Schweigen, an unser Schweigen als Mittäter, an unser Schweigen aus Weltgefälligkeit." (S. 16).

Hier soll nun von verschiedenen Themen jeweils etwas herausgegriffen werden.

Endkampf, Widersacher:
Sarah zitiert den späteren Papst Johannes Paul II., der 1976 als Kardinal in einer Ansprache vor der amerikanischen Bischofskonferenz sagte: "Wir stehen jetzt vor der größten Konfrontation, die die Menschheit in ihrer Geschichte jemals erlebt hat. Ich denke nicht, dass ... die gesamte  Christenheit dies in vollem Umfang realisiert. Wir stehen jetzt vor dem Endkampf zwischen der Kirche und der Anti-Kirche, ... zwischen Christus und dem Anti-Christ. Diese Konfrontation liegt in den Plänen der göttlichen Vorsehung. ... es muss ein Kampf sein, den die Kirche aufnimmt und tapfer bestreitet." (S, 165) (Zitat aus: Familie Mariens: Triumph des Herzens).

Sarah selbst schreibt: "Der Widersacher möchte die Kirche niederreißen; seine erste Angriffsfläche ist das Priestertum. (...) Er hasst die Liturgie, die Sakramente und die apostolische Sukzession." (S. 164).

Europa:
"Ich glaube, dass das Abendland im Sterben liegt. (...) Alle Kulturen, in denen die außerordentliche Würde des Menschen verneint wurde, sind untergegangen." (S. 270).

"Ohnmächtig sehen wir den Niedergang einer Zivilisation mit an. Der Untergang Europas ist einmalig in der Menschheitsgeschichte." (S. 271).

"Das Abendland geht seinem Untergang entgegen, weil die Christen ihre Sendung aufgegeben haben." (S. 356).

"Die Lauheit des Christentums und der Kirche führt zu einem Niedergang der Zivilisation. Das Christentum ist das Licht der Welt." (S. 250).

"Die Aufhebung der alten Grenzen löscht die Identität der herkömmlichen Nationen aus. (...) Man will die Geschichte der Staaten auf dem Altar der finanziellen Interessen opfern. Doch das ist eine gefährliche Utopie." (S. 323).

"Die Invasion Europas durch die Migranten ist programmiert, kontrolliert und gewollt." (S. 301) (Zitat des emeritierten Direktors des militärischen Französischen Nachrichtendienstes, General Gomart).

"Im Abendland breitet sich eine rabiate Gewalt aus, die immer weniger von den Gesetzen einer jahrhundertealten Rechtsordnung aufgehalten wird. (...) Unsere zivilisierte, doch verschüchterte Welt weiß dieser brutalen Wiedergeburt der Barbarei nichts als ein Lächeln und Zugeständnisse entgegenzuhalten." (S. 388).

"Das Multikulti-Unternehmen Europa nutzt ein falsch verstandenes Ideal der Nächstenliebe aus. Nächstenliebe ist nicht Selbstnegation."
S. 272).

"Ich bin überzeugt, dass das Abendland eine tödliche Krise durchmacht. Es hat die äußersten Grenzen des selbstzerstörerischen Hasses erreicht. Es ist wie damals beim Untergang des Römischen Reiches ..." (S. 192).

"Das Vorhaben Europas besteht darin, den Menschen von Gott zu trennen ..." (S. 275).

"Das Verschwinden Gottes aus dem abendländischen Kulturraum hat alles Heilige aus unserem Alltag verbannt." (S. 157).
"Man erlebt nunmehr, wie die Menschen sich magischem und heidnischem Treiben zuwenden, welches lediglich eine Karikatur des wirklich Heiligen ist." (S.158).

"Wir hoffen nur noch auf eine bessere Welt, einen solidarischeren, ökologischeren ... Planeten. Doch das reicht nicht für eine göttliche Hoffnung! Das Ziel unserer Sehnsucht ist Gott selbst!" (S. 392).

Abtreibung:
" 'Schwangerschaftsabbruch' schmeichelt unseren Ohren und klingt für unser Gewissen besser. (...) Doch es bleibt Mord. Die katholische Kirche widersetzt sich diesem Genozid rigoros. Man versucht, uns aus der Diskussion hinauszudrängen und unsere Beiträge zu unterdrücken." (S. 222-223).

UNO, Globalisierung:
"Die Führungsschicht der UNO träumt von einer globalen Regierung, welche die einst so unterschiedlichen Völker, Kulturen und Traditionen gemeinsam leiten soll. Dieser Traum ist Wahnsinn ..." (S. 323).

"Die Ideologie der Globalisierung beruht ausschließlich auf finanziellen Interessen. Mit den Armen und Schwachen hat man kein Erbarmen." (S. 324).

"Gewisse UNO-Agenturen haben gemeinsam mit europäischen Institutionen, die über beachtliche finanzielle und technologische Mittel verfügen, die Lehre der Kirche einen aggressiven Krieg angesagt." (S. 264).

Einheitsreligion:
"Die global denkende Führungsspitze im Westen träumt von einer neuen Weltreligion. Diese kleine Gruppe mächtiger Personen meint, ... vor allem die katholische Kirche müsste(n) sich entweder verändern oder verschwinden. (...) Wir müssen eine weltweite Einheitsreligion erreichen; (...) Die Suche nach einem weltweiten spirituellen Konsens ist trügerisch und töricht. Wir stehen vor einer politischen, ideologischen, atheistischen Entwicklung, vor einer abwegigen, nicht hinnehmbaren Diktatur." (S. 322-323).

Ökumene (innerhalb des Christentums):
"Die wahre Ökumene besteht darin, ... den gemeinsamen Glauben wieder zu entdecken in den christlichen Mysterien, in den  Sakramenten, in derselben Lehre und derselben Kirche, die dem Petrus anvertraut wurde ..." (S. 127).

"Unsere Einheit entsteht aus der Wahrheit der katholischen Lehre; nichts sonst bringt uns zusammen." (S. 19).

Kunst:
"Werfen wir zum Beispiel einen Blick in die Kunst ... Stellen wir nicht einen furchtbaren Rückschritt fest? Das Schöne gerät gänzlich aus dem Blick; das Hässliche hat sich als unübertreffliche Norm etabliert." (S. 297).

"Der postmoderne Mensch ergötzt sich an der Zerstörung. Krankhafte Vorstellungen ziehen ihn in ihren Bann. Die moderne Kunst liefert uns hierfür anschauliche Beispiele. Man liebt und lobt das Hässliche. Wie im Flug verbreitet sich der Virus des Abscheulichen; Unverständliches nimmt den Platz der Harmonie ein." (S. 354).

Medien:
"Mit allen Mitten versucht die Mediokratie, die letzten Reste des Christentums zu zerstückeln. Das Mediensystem wacht mit Argusaugen über die Einförmigkeit des Denkens, es zieht von einer Schlacht in die nächste, um den Menschen zu transformieren." (S. 278).

"Haben die Massenmedien ihr Werk vollbracht, erklären die Meinungsforschungsinstitute mit schulmeisterlicher Überheblichkeit, die Ansicht der Mehrheit habe sich gewandelt ..." (...) Schamlos macht sich eine Welt der Lüge, der Konditionierung und Manipulation - eine Sklavenwelt breit. Die Techniken mentaler Manipulation sind ungeheuer subtil: Wie durch Zauberei wird das Böse unversehens gut." (S. 284).

Am Anfang hat es geheißen: "Ich möchte Euch nicht mit beschwichtigenden und lügnerischen Äußerungen einschläfern" und "Ich schulde Euch ... die Wahrheit, die befreit." Vordergründig kann die Wahrheit unangenehmer, beunruhigender sein als Beschwichtigung. In Wirklichkeit aber führt sie zur Befreiung - von Manipulation, vom Bösen, das die Kirche, das uns zerstören will.

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SARAH, Robert Kardinal, DIAT, Nicolas: Herr, bleibe bei uns! Denn es will Abend werden. Kißlegg: fe-medien, 1. Aufl. 2019.






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