Haus St. Antonius
 
Grein a.d. Donau / Österreich


(Artikel aus der Quartalschrift "Wegbegleiter" 2016 / 3)


Mag. Elisabeth Svoboda                                                                                                                        

Die Armen Seelen im Fegefeuer
 

Wenn Menschen aus dem engeren Umfeld, Verwandte, Freunde, Bekannte, sterben, kann das bewirken, daß man mehr über das Jenseits wissen möchte. Wo ist der Verstorbene? Wie geht es ihm? Braucht er Hilfe? Wie kann ich ihm helfen?

Die Lehre der Kirche zu diesem Thema ist im Katechismus der katholischen Kirche zusammengefaßt:

"Der Tod setzt dem Leben des Menschen, das heißt der Zeit, in der dieser die in Christus geoffenbarte göttliche Gnade ... annehmen oder zurückweisen kann, ein Ende. (...)." (KKK 1021).
"Jeder Mensch empfängt im Moment des Todes in seiner unsterblichen Seele die ewige Vergeltung. Dies geschieht in einem besonderen Gericht, das sein Leben auf Christus bezieht - entweder durch eine Läuterung - hindurch oder indem er unmittelbar in die himmlische Seligkeit eintritt ... oder indem er sich selbst sogleich für immer verdammt ... ." (KKK 1022).
 "Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können." (KKK 1030).

Neben diesen offiziellen Aussagen der Kirche gibt es auch noch zahlreiche Aussagen von Heiligen und begnadeten Personen, denen mystische Einblicke ins Fegefeuer geschenkt wurden.

Unmittelbar nach dem Tod gibt es das "besondere Gericht". Dabei sieht der Verstorbene für kurze Zeit die Herrlichkeit, Liebe und Güte Gottes und sieht sogleich aus dieser Sicht heraus sein eigenes ganzes irdisches Leben. Er erkennt sein Fehlverhalten und die Tragweite, die es hatte. Er begreift nun, was Sünde wirklich bedeutet, er begreift, was die Abkehr von Gott, der die vollkommene Liebe und Weisheit ist, bedeutet. Und er begreift, daß er so noch nicht in den Himmel eingehen kann, daß er noch gereinigt werden muß von dem, was aus seinem irdischen Leben noch an Schlechtem an ihm haftet.

Das Leiden im Fegefeuer wird als die Reinigung von Sünden beschrieben, zugleich aber auch als die Sehnsucht nachh der Herrlichkeit Gottes, die der Mensch kurz geschaut hat. Diese Erfahrung ist so überwältigend und unvorstellbar, sodaß er nur noch Heimweh, eine brennende Sehnsucht nach dem Himmel hat, in den er noch nicht eingehen kann. Auch in diesem Zusammenhang wird für den Reinigungsort das Bild des Feuers verwendet.

Die Seelen im Fegefeuer können sich selbst nicht helfen. Wir aber können ihnen helfen und ihr Leiden beträchtlich vermindern und verkürzen. Wir sind dazu eingeladen, mehr noch, dringend gebeten. Im Katechismus heißt es: "(...) Schon seit frühester Zeit hat die Kirche das Andenken an die Verstorbenen in Ehren gehalten und für sie Fürbitten und insbesondere das eucharistische Opfer ... dargebracht, damit sie geläutert werden und zur beseligenden Gottesschau gelangen können. Die Kirche empfiehlt auch Almosen, Ablässe und Bußwerke zugunsten der Verstorbenen." (KKK 1032).

Wir können den Verstorbenen - unseren eigenen Angehörigen, aber auch allen anderen - helfen durch Gebet, gute Werke, Opfer, Ablässe, Meßintentionen, durch das Anzünden geweihter Kerzen, Sprengen von Weihwasser. Wenn wir Kenntnis haben von konkreten Sünden, Schwächen von Verstorbenen, können wir auch gezielt helfen, zum Beispiel wenn jemand sehr geizig war, stellvertretend für ihn spenden; wenn jemand zornig war, stellvertretend für ihn uns um Friedfertigkeit bemühen ... .

Die Armen Seelen sind sehr dankbar. Sie können zwar nicht sich selbst, aber sie können uns helfen.

Der Hl. Pfarrer von Ars sagte: "Wenn du wüßtest, welche Macht diese guten Armen Seelen über das Herz Gottes haben, und wenn man wüßte, welche Gnade man durch die Fürbitte dieser Armen Seelen erlangen kann, wären sie nicht so sehr vergessen. Man muß viel für sie beten, damit sie viel für uns beten." *)

Die Hl. Katharina von Bologna sagt: "Oft habe ich das, was ich durch Anrufung der Heiligen im Himmel lange nicht erhalten konnte, sogleich bekommen, wenn ich meine Zuflucht zu den leidenden Seelen im Fegefeuer genommen habe." *)

Sich mit dem Fegefeuer zu befassen, kann auch für unser eigenes Leben sehr sinnvoll und geradezu klug sein. In der Hl. Schrift heißt es: "Unsere Heimat aber ist im Himmel" (Phil 3,20), "Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische" (Kol 3,2), "Sammelt euch Schätze im Himmel" (Mt 6,20). Dazu können wir gerade von den Armen Seelen lernen. Wir bekommen eine Vorahnung von dem, was uns an unvorstellbar Herrlichem erwartet, und unser Blick wird geschärft für das, worauf es im Leben ankommt, um dieses zu erreichen. Wir werden dann vielleicht immer wieder denken: "Zahlt sich diese oder jene schlechte Handlung, die gegen den Willen Gottes ausgerichtet ist, aus, wenn ich dafür dann im Fegefeuer wieder davon schmerzlich gereinigt werden muß?"

Die Hl. Katharina von Genua sagte: "Wer in diesem Leben seine Sünden abbüßt, begleicht mit wenigen Pfennigen tausend Dukaten; wer aber das Abbüßen ins andere Leben verschiebt, begleicht mit tausend Dukaten wenige Pfennige." *)

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*) BUOB, Hans: Was erwartet uns am anderen Ufer? Tod und was danach? Hochaltingen: UNIO-Verlag, 2004, S. 106 u. 116.

Weitere Literatur:
SIMMA, Maria: Meine Erlebnisse mit Armen Seelen. 22. Aufl. Stein am Rhein: Christiana-Verlag, 2014.

GABRINSKI, Bruno: Fegefeuer-Visionen der begnadeten Margarete Schäffner von Gerlachsheim. 7. Aufl. Stein am Rhein: Christiana-Verlag, 1995.

GUILLET, Arnold (Hrsg.): LINDMAYR, Anna Maria: Mein Verkehr mit Armen Seelen. 5. Aufl. Stein am Rhein: Christiana-Verlag, 1999.






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