Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich
Mag. Elisabeth Svoboda
Was können Kinder vom Glauben verstehen ?
Oft weiß man nicht recht, wie man mit Kindern über den Glauben reden soll. Wie sollen sie denn dies und jenes verstehen? So versucht man oft, den Glauben auf einfachste, ja geradezu banale Dinge zu reduzieren und die Kinder von ernsteren, tieferen Inhalten, weil für unverständlich und sogar unzumutbar gehalten, fernzuhalten.
Der Freundeskreis Maria Goretti, München, hat in einer Buchreihe mit bislang sechs Bänden1 eine große Anzahl von Lebensbeschreibungen von Kindern und jungen Jugendlichen zusammengetragen, welche im 20. Jahrhundert gelebt haben und nach heroisch getragenen Leiden sehr jung gestorben sind. Sie alle hatten ein auffallendes Glaubensverständnis. Für mehrere von ihnen wurde nach dem Tod ein Seligsprechungsverfahren eröffnet. Hier sollen nun einige prägnante Sätze herausgegriffen werden (Zitate aus genannter Buchreihe und einem weiteren Buch 2 .
Aldo Marcozzi, Italien, 1914 - 1928, 14 Jahre alt:
Nach einer Auszeichnung in der Schule konnte er sich vom Vater etwas wünschen: Es war eine Kniebank, "um sich da im Gebet mit Jesus vereinen zu können".
Bernhard Lehner, Deutschland, 1930 - 1944, 14 Jahre alt:
In seiner Krankheit sagte er: "Ich sterbe gern, freilich wäre ich auch gern Priester geworden." Vor seinem Sterben sagte er: "Ich gehe ja zum Heiland in den Himmel, da dürft ihr nicht weinen. Wer wird den weinen, wenn einer in den Himmel geht?"
Silvio Dissegna, Italien, 1967 - 1979, 12 Jahre alt:
"Herr Jesus, ich leide wie Du, als Du das Kreuz getragen hast und geschlagen wurdest. Ich liege mit großen Schmerzen in meinem Bett. Ich will mein Leiden mit dem Deinen vereinen." Als ihm angeboten wurde, im Lokalradio ermutigende Worte für andere Leidende zu sprechen, lehnte er ab: "Wenn eine solche Botschaft übers Radio kommt, hilft das nur ein paar Menschen. Wenn ich ein Ave Maria bete, dient es der ganzen Welt." An seinem Begräbnis nahmen über 30 Priester teil.
Emma Mariani, Italien, 1911 - 1916, 4 Jahre alt:
Mit 2 Jahren sagte sie in einer Kirche zu ihrer Tante: "Siehst du, fühlst du Ihn nicht? - Knie doch nieder! - Weißt du nicht, daß Jesus Gott ist?" Auf die Frage, wer ihr solches gesagt habe, sagte sie: "Niemand hat mich belehrt. Ich fühle alles da drinnen. Jesus hat es mir gesagt. Er sagt mir überhaupt sehr viel." Aufgrund ihres auffallenden Verständnisses wurde sie bereits mit 3 Jahren zur Kommunion zugelassen.
Hermann Wijns, Belgien, 1931 - 1941, 10 Jahre alt:
Seine Grabanlage in Antwerpen ist "übervoll von mehr als 1400 Votivtafeln" mit Gebetserhörungen aus zahlreichen Ländern.
Ludwig Manoha, Frankreich, 1904 - 1914, 9 Jahre alt:
Auf dem Weg zur Kirche wies er andere Kinder zurecht: "Die Kirche ist das Haus Gottes. Wenn wir zum Präsidenten der Republik geladen wären, wie würden wir da sein und anständig auftreten. Also darf man auch auf dem Weg zur Kirche nicht wie ein Ziegenbock hüpfen." In seiner Krankheit sagte er: "Ich tue alles, was der liebe Gott will. Bin ich nicht in seinen Händen? Nichts kann geschehen ohne seine Zustimmung. Er ist unser Herr und Vater: Sein Wille geschehe!"
Angiolino Bonetta, Italien, 1948 - 1963, 14 Jahre alt:
Er hatte ein Bein verloren. Statt mit dem Auto geführt zu werden, ging er zu Fuß einen beschwerlichen Weg bergauf zu einem Exerzitienhaus. Zu einer verwunderten Frau sagte er: "Signora, Sie wissen nicht, daß ich mit jedem Schritt, den ich mache, eine Seele retten kann." Einmal fragte er eine schwer behinderte Frau: "Seit wann sind Sie so behindert?" Sie antwortete: "Seit sechsundzwanzig Jahren." Er sagte darauf: "Sechsundzwanzig Jahre! Wie viele Verdienste für Sie selbst und für die Seelen! Ich hingegen habe erst seit wenigen Monaten diese Gnade!"
Mari Carmen González-Valerio, Spanien, 1930 - 1939, 9 Jahre alt:
Nach ihrem Tod bezeugte ihr Arzt: "Die Tiefe der Liebe dieses Kindes war so außerordentlich, daß sie über ihre Person hinausströmte und daß jeder ihrer Blicke, jede ihrer Gesten und ihr ganzes Benehmen diese mystische und tiefe Liebe enthüllte, die das Leiden in Gnade verwandelte."
Nellie Organ, Irland, 1903 - 1908, 4 Jahre alt:
Mit 4 Jahren empfing sie die Erstkommunion. Wenn sie später die Kommunion empfing, war sie danach jeweils mehrere Stunden im Gebet versunken. Schon zu ihren Lebzeiten wurde auf ihr Beten hin eine kranke Frau geheilt. Auch nach ihrem Tod gab es Gebetserhörungen. Ihr Leichnam ist unversehrt.
Guido de Fontgalland, Frankreich, 1913 - 1925, 11 Jahre alt:
Er brachte im täglichen Leben sehr viele Opfer. Als er einmal Medizin zu nehmen hatte, sagte seine Mutter: " 'Guido trink das rasch in einem Zug aus, dann merkst du nichts vom üblen Geruch und Geschmack dieser Medizin!' Er antwortete: 'Aber Mutter, ich will doch dem kleinen Jesus ein Opfer bringen!' Und er schlürfte langsam das unangenehme Getränk."
Antonietta Meo, Italien, 1930 - 1937, 6 Jahre alt:
Als ihr Bein amputiert wurde, sagte sie: "Es sind so viele Sünden in der Welt, da muß irgendjemand sühnen." Zu einer Kranken, die klagte, sagte sie: "Warum weinen Sie? Denken Sie nicht daran, wieviel Jesus für uns gelitten hat durch die Dornenkrone und die Nägel? Und Er hatte doch nicht gesündigt wie wir!" Sie schrieb viele Sätze auf, zum Beispiel diesen: "Lieber Heiliger Geist, durchdringe mit Licht meine Seele und meinen Leib und heilige mich."
Was der spätere Papst Paul VI. über dieses Kind sagte, kann ähnlich wohl auch für die anderen gelten: "Wahrhaft, der Herr wirkt in den Seelen auf äußerst geheimnisvollen Wegen. Er gebe, daß viele durch die Lektüre der Biographie dieses nicht einmal siebenjährigen Kindes in das Geheimnis der Weisheit eindringen, die sich den Hochmütigen verbirgt und den Kleinen offenbart."
2007 erklärte Papst Benedikt XVI. Antonietta Meo als Vorstufe zur Seligsprechung zur "Ehrwürdigen Dienerin Gottes".
_______________
1 Freundeskreis Maria Goretti e.V. München (Hrsg.): Gottes Kinder. Lebensbilder von Kindern und Jugendlichen, die aus der Kraft der hl. Eucharistie ein heiligmäßiges Leben führten. Abensberg: Kral.
(Bände 1 - 6 herausgegeben im Zeitraum von 2000 bis 2013).
2 Freundeskreis Maria Goretti e.V. München (Hrsg.): Wilhelm Schamoni. Jung und heilig. Wahre Bildnisse. Abensberg: Kral, 1996.