Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich
(Artikel aus der Quartalschrift "Wegbegleiter" 2013 / 1)
Mag. Elisabeth Svoboda
Darf man Äußerungen eines Papstes hinterfragen ?
Als früher von Zeit zu Zeit von papstkritischer Seite ein Papstrücktritt thematisiert wurde, wurde dies auf der anderen Seite der Papsttreuen empört und entschieden als zerstörerischer Angriff auf die Kirche zurückgewiesen.
Als Papst Benedikt zurücktrat, war man schockiert und fassungslos, bald aber voll Bewunderung für die Größe dieser Entscheidung. Kritik an Papst Benedikt war undenkbar.
Bei Papst Benedikt jubelte man dem großen Gelehrten, dem scharfsinnigen, großen Theologen zu, der Stabilität ausstrahlte und zu dem man das vollkommene Vertrauen haben konnte, daß er die Lehre der Kirche kompetent verwaltet.
Papst Franziskus wird in vielen Dingen als das genaue Gegenteil von Papst Benedikt bezeichnet und auch so empfunden. Diese und jene Handlung oder Haltung oder Geste überrascht sogar, ist ungewohnt, irritierend. Eine weitere Reflexion, ein weiteres Nachdenken darüber wird jedoch verschluckt von einem grundsätzlichen Vertrauen in das hohe Amt.
Darf man als frommer Christ Aussagen oder Handlungen eines Papstes hinterfragen? Oder ist das respektlos oder sogar eine Sünde? Muß man sich von einem Moment auf den anderen mit neuen Gegebenheiten identifizieren, selber neue Meinungen vertreten? Sollen alle Priester bei der Eucharistiefeier keinen Altarkuß und nach der Wandlung keine Kniebeuge mehr machen, weil es der Papst meist auch nicht tut? Muß man für alles Ungewohnte und Irritierende sofort eine Begründung suchen und es so drehen und wenden, daß man dann sagen kann: "Das ist alles gut"?
Die Päpste selbst bitten die Gläubigen um das Gebet für sich. So sagte Papst Benedikt bei seiner Amtseinführung zum Beispiel: "Betet für mich, daß ich nicht furchtsam vor den Wölfen fliehe". Und ebenso bat auch Papst Franziskus sogleich darum, für ihn zu beten.
Wenn wir als Gläubige einen Papst, ein Pontifikat mit dem Gebet unterstützen, mittragen sollen, dann geht es nicht um ein Dank-Gebet für etwas Gutes, das schon da ist, sondern um ein Bitt-Gebet für etwas, das vielleicht noch nicht da ist oder dessen Bestehenbleiben nicht von vornherein garantiert ist.
Wenn das so ist, dann müssen und dürfen wir auch mitdenken. Wir dürfen immer wieder innehalten, überlegen, reflektieren, nachdenken, hinterfragen.
Nicht im Zustand passiver, unreflektierter Anpassung, sondern mit einem wachen Geist, in diesem Nachdenken und Ergründen und auch Hinterfragen werden wir auch die Wichtigkeit des Gebetes erkennen, werden wir zum Gebet motiviert, können wir einen Papst, ein Pontifikat mit diesem Gebet mittragen.
Wenn für uns der Papst, das Amt des Papstes von großer Bedeutung ist und wir den Papst auch unterstützen möchten, dann werden wir ihn von der Bürde einer enormen Verantwortung übermenschlicher Erwartungen befreien.