Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich
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Mag. Elisabeth Svoboda                                                                                                              alle Artikel         Startseite

Jenseitserwartung – Schwächung für das irdische Leben ?

Christen glauben an das Jenseits, an ein Leben nach dem Tod, an die ewige Glückseligkeit im Himmel. Das gehört zum Inhalt des christlichen Glaubens.

Doch wenn man dann merkt, daß jemand den Blick tatsächlich deutlich darauf richtet, es in seinem Leben eine wirkliche Realität ist, er sein Leben darauf ausrichtet, sich vielleicht gar schon darauf freut, können Bedenken aufkommen. Ist das die richtige Haltung? Besteht da nicht die Gefahr, daß das irdische Leben zu wenig ernst genommen wird, vernachlässigt wird? Lebt der nicht schon zu sehr "drüben"?

Ist da noch genug Kraft, Motivation da, sich wirklich auf das Leben einzulassen, richtig da zu sein, sich im irdischen Leben einzusetzen, Probleme in der Welt lösen zu wollen? Wird nicht eher aufs Jenseits vertröstet? Man denkt an Weltfremdheit, Weltflucht, Flucht ins Jenseits.

Und man sagt, wir leben doch jetzt hier in dieser Welt. Wir müssen dieses irdische Leben bewältigen und gestalten. Gott hat uns dieses irdische Leben gegeben, und Gott will doch auch, daß wir hier glücklich sind.

Ohne jenseitige Zukunftsperspektive oder ohne Einbeziehung dieser Zukunft wird das irdische Leben tatsächlich oft sehr wichtig genommen. Aber das kann zu einer ungesunden Wichtigkeit werden. Es wird gleichsam versucht, den Himmel, der als Aussicht nicht präsent ist, auf der Erde unterzubringen. Doch daraus kann für einen selbst und für die anderen leicht das Gegenteil von Himmel werden.

Man strebt nach Wohlergehen, Glück, Erfolg; man möchte möglichst viel aus dem Leben für sich herausholen. Dazu muß man sich manchmal vor anderen durchsetzen; und vieles gelingt gar nicht, vieles ist nicht machbar. Pläne, Ziele, Wege werden durchkreuzt, blockiert.

Es folgt Unzufriedenheit, Frustration, das Gefühl, etwas zu versäumen oder unwiederbringlich versäumt zu haben. Gerade aus der Diesseitsbezogenheit entstehen für sich selbst und mit anderen viele Probleme und Reibungsflächen.

Ist hingegen die Ewigkeit im Blickfeld, so weiß man, daß man hier nicht alles Glück unterbringen muß. Man versäumt nichts. Das Beste kommt erst. Das führt zu Gelassenheit. Wenn etwas nicht nach Wunsch läuft, wenn es Mißerfolge gibt, kann man das leichter akzeptieren. Man kann auf Dinge verzichten. Man kann auch Schweres besser ertragen. Man hat mehr innere Stabilität. Man kann entspannter, entkrampfter in der Gegenwart leben.

Bewirkt nun diese Gelassenheit nicht doch eine gewisse Relativierung der Wichtigkeit des irdischen Lebens?

Gerade von der Ewigkeit her ist es nicht egal, wie wir hier leben. Eine große Zukunft bedeutet eine Aufwertung des Irdischen. Gerade da wird es wichtig, wie wir das irdische Leben gestalten. Die Art und Weise, wir wir leben, wie wir uns einbringen, hat eine bleibende Auswirkung auf die Zukunft.

Und gerade die eigene Gelassenheit hilft uns dabei. Wenn man weiß, daß man selbst letztlich nicht zu kurz kommen wird, kann man den Blick weiten und über sich hinausblicken. Kräfte, die man nicht mehr für sich selbst braucht, werden freigesetzt für die Hinwendung zu den anderen. Man kann sich besser für das Wohlergehen anderer Menschen, für die Probleme der Welt einsetzen.

Die Jenseitserwartung macht uns die Wichtigkeit des irdischen Lebens und unserer Lebensgestaltung bewußt, und sie gibt uns auch den Rückhalt für unser Engagement.

Halten wir in Verantwortung für die Welt unsere christliche Zukunftsperspektive in uns immer lebendig!
 

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