Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich

(Artikel aus der Quartalschrift "Wegbegleiter" 2016 / 3)


Mag. Elisabeth Svoboda
                                                                                                                   

Die Unfehlbarkeit des Papstes

Viele Menschen wissen, daß es eine "Unfehlbarkeit" des Papstes gibt. Doch über die genaue Bedeutung herrschen oft Mißverständnisse. So gibt es die Meinung, alles, was der Papst sagt, zumindest was er so an Anweisungen gibt, gelte als unfehlbar.

Bei den einen können solche als unwiderrufliche Festlegungen vermutete Aussagen ein Gefühl der Einengung hervorrufen und ein wenig Angst machen. Das Denken, das Weiterdenken, die Lebendigkeit des Glaubens und der Theologie scheint dadurch abgeschnürt zu werden.

Die anderen lassen sich gerne in allem führen und leiten, ohne selbst nachzudenken und zu reflektieren. Und wenn sich vielleicht tatsächlich herausstellt, daß eine Aussage, Meinung des gegenwärtigen oder eines früheren Papstes nicht richtig ist, kommt es zu einer Verunsicherung und Enttäuschung. Der Papst wird "entlarvt" als ganz normaler Mensch, der auch Fehler machen kann. Dann steht der ganze Unfehlbarkeitsanspruch in Frage, die Kirche gilt als unglaubwürdig.

Wie ist das also mit der Unfehlbarkeit?

Die Unfehlbarkeit bezieht sich auf eine ganz bestimmte Form der Aussage, nämlich eine Aussage "ex cathedra"; im übertragenen Sinne "von der Kathedra, vom Lehrstuhl aus". Eine Aussage ex cathedra ist ein Dogma. Und diese Unfehlbarkeit hat der Papst dann nicht aus sich selbst als Mensch, sondern er ist dabei von Gott, vom Heiligen Geist geführt.

Schon vorher so verstanden und praktiziert, wurde die Unfehlbarkeit des Papstes beim Ersten Vatikanischen Konzil 1870 von Papst Pius IX. selbst als Dogma verkündet. Ein Auszug daraus: "... erklären wir endgültig als von Gott geoffenbarten Glaubenssatz ... : Wenn der römische Bischof in höchster Lehrgewalt (ex cathedra) spricht, das heißt, wenn er seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen waltend in höchster, apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er aufgrund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen ... ausgerüstet haben wollte. ..." *

Eine solche Aussage ex cathedra als feierliche Verkündigung eines Dogmas kommt sehr selten vor. Seit diesem Dogma von der Unfehlbarkeit 1870 hat der Papst bis jetzt erst ein einziges Mal ex cathedra gesprochen – 1950 beim Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel.

________

 * NEUNER, Josef; ROOS, Heinrich (Hrsg.): Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung. 12. Aufl. Regensburg: Friedrich Pustet, 1971.





Nach oben