Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich
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Mag. Elisabeth Svoboda                                                                                                                               alle Artikel          Startseite

Können einen Christen Fehler der Vergangenheit einholen ?

Immer wieder hören wir, daß über Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, unerwartet ein Fehlverhalten, oft lange zurückliegend und strafrechtlich nicht (mehr) relevant, bekannt wird und sie sodann als ihrer gegenwärtigen Funktion unwürdig gelten – mit entsprechenden Konsequenzen.

Auch in der Kirche werden Fehler gefunden, und auch hier wird oft erwartet, damit ähnlich umzugehen.

Muß ein Christ – je exponierter seine Stellung, umso mehr – tatsächlich in ständiger Angst leben, daß irgendetwas aus seiner Vergangenheit ans Tageslicht kommt?

Welche Voraussetzungen sind erforderlich, um für ein Amt in der Kirche geeignet zu sein? Wann ist jemand ein guter Amtsträger?

Wie war das zum Beispiel mit dem ersten Papst? Jesus hat zu Petrus gesagt: "Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen ..." (Mt 16,18). Dann hat Petrus Jesus dreimal verleugnet (Mt 26,69-75). Auch eine Körperverletzung gab es: er schlug jemandem das Ohr ab (Joh 18,10). Und was war dann? Hat Jesus gehofft oder verlangt, daß Petrus sich nun zurückzieht, um einen Besseren zu beauftragen? Nein. Jesus greift später von sich aus die anfängliche Berufung des Petrus wieder auf. Er fragt Petrus: "Liebst du mich?". Petrus bejaht. Und Jesus gibt Petrus trotz seinen Verfehlungen den Auftrag, Hirte für andere zu sein: "Weide meine Schafe!" (Joh 21,15-17).

Noch weitere Beispiele gibt es in der Hl. Schrift:
Zur Ehebrecherin sagt Jesus: "Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!" (Joh 8,11). In einem Gleichnis kehrt der Sohn reumütig heim, hält sich nur noch für würdig, ein Knecht seines Vaters zu sein. Doch der Vater nimmt ihn als vollwertigen Sohn wieder auf (Lk 15,11-32). An einer anderen Stelle sagt Jesus: "Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie (mir) so viel Liebe gezeigt hat." (Lk 7,47).

Es ist nicht egal, was man tut. Auch Jesus sieht nicht einfach über ein Fehlverhalten hinweg. Er erwartet danach Einsicht, Reue, Umkehr, Änderung des Lebens und die Liebe zu ihm. Dann aber öffnet Jesus dem Sünder wieder den Weg in die Zukunft.

In der Beichte sehen wir, daß Gott nicht der Strafende, sondern der Liebende ist. Wenn wir bereuen und umkehren, können wir in der Beichte alle schlechten Dinge der Vergangenheit abgeben, hinter uns lassen. Christus sagt uns im Sakrament der Beichte: "Ich vergebe dir alle deine Sünden. Du kannst neu anfangen." Auch wenn die Gesellschaft, die Öffentlichkeit nicht vergibt, wenn irgendeine Person nicht vergibt, vergeben kann: Wenn Christus höchstpersönlich uns vergibt, dann ist uns wirklich und endgültig vergeben. "Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht." (1 Joh 1,9).

Es gibt auch kein Maß für die Größe der Schuld, bis zu der vergeben würde oder nicht.

Auch Priester, Bischöfe und der Papst beten in der Hl. Messe das Schuldbekenntnis, gehen zur Beichte. Im I. Hochgebet beten sie: "Auch uns, deinen sündigen Dienern, die auf deine reiche Barmherzigkeit hoffen ...".

Das sind keine leeren Formeln und Floskeln, sondern darin drückt sich ein Realitätssinn der Kirche und einfach eine theologische Wahrheit aus: "Wenn wir sagen, daß wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre und die Wahrheit ist nicht in uns." (1 Joh 1,8).

Jeder Mensch sündigt. Manchmal wird sogar das Bild vermittelt, die größten Sünder seien in der Kirche zu finden.
Und wenn es so wäre?

"Die größten Sünder würden zu großer Heiligkeit gelangen, wollten sie nur meiner Barmherzigkeit vertrauen" *, sagt Jesus zur Hl. Sr. Faustine (Tagebuch Nr. 1784).

Wann ist jemand ein guter Amtsträger in der Kirche?
Wohl dann, wenn er einer ist, der sich auf dem Weg der Heiligkeit befindet.

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* Kongregation der Schwestern der Muttergottes der Barmherzigkeit (Hrsg.): Tagebuch der Schwester Maria Faustyna Kowalska. 5. Aufl. Hauteville/Schweiz: Parvis-Verlag, 2000.

  

 

 

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