Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich
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(Artikel aus der Quartalschrift "Wegbegleiter" 2020 / 1)
Mag. Elisabeth Svoboda
Ehelosigkeit, Zölibat – noch zeitgemäß ?
Die Kirche klagt über mangelnden Priesternachwuchs. Die Ehelosigkeit wird als unnötige Hürde gesehen, die viele junge Menschen davon abhält, Priester zu werden. Denen, die schon Priester sind, scheint sie das Leben schwer zu machen bis hin zu Resignation und Aufgabe und bis zu diversen schlimmen Verirrungen.
Auch wenn Priestersein tatsächlich rein dogmatisch nicht notwendigerweise an die Ehelosigkeit gebunden ist: Auch Ordensleute stoßen mit dieser Lebensform auf Unverständnis. Sie gilt bei vielen ganz allgemein als etwas Unnatürliches, Lebensverneinendes; ein Relikt aus früheren Zeiten, als man noch andere Auffassungen hatte. Man denkt: Wann wachen die da oben in der Kirche endlich auf und kriegen mit, daß wir in einer anderen Zeit leben?
P. Hans Buob SAC, bekannt durch seine zahlreichen Bücher und seine Vortragstätigkeit, schreibt: "Die Lebensform der Jungfräulichkeit ist umso zeitgemäßer, je unzeitgemäßer sie der Welt erscheint. Die Welt bedarf umso dringender dieser Antwort der 'Mönche', je mehr sie sich im Diesseitigen beheimaten will." * und erklärt: "Jungfräulichkeit ist ..., wo der Mensch schon in dieser Weltzeit sich in allem total auf die Person Jesu Christi ausrichtet – so wie es alle einmal in der Ewigkeit tun werden."
Oder wie es die offizielle Kirche formuliert: "Das geweihte Leben kündigt die künftige Zeit an und nimmt sie gewissermaßen vorweg, wenn jenes Himmelreich, das schon jetzt im Keim und im Geheimnis gegenwärtig ist, zur Vollendung gelangt ist, und die Kinder der Auferstehung nicht mehr heiraten, sondern sein werden wie die Engel Gottes (vgl. Mt 22,30)." (Nachsynodales Apostolisches Schreiben "Vita Consecrata" von Papst Johannes Paul II., 1996, Nr. 32).
Alle, auch jene, die jetzt verheiratet sind, gehen auf die Ehelosigkeit als endgültiges Ziel zu. Die Ehelosigkeit im Ewigen Leben bedeutet aber nicht Alleinsein nach einer glücklichen und erfüllten irdischen Ehe. Es bedeutet vielmehr, auf ein noch viel glücklicheres Leben zusammen mit Christus zuzugehen. Und ebenso ist auch die Ehelosigkeit in diesem Leben kein trostloser, bemitleidenswerter Zustand der Einsamkeit, auch nichts "Abnormales" oder "Eigenartiges", sondern einfach jetzt schon der Beginn dieses erfüllten und glücklichen Lebens mit Christus. Deshalb spricht die Kirche auch immer wieder vom "Geschenk" der Ehelosigkeit.
Die Ehelosigkeit ist ein wichtiges und starkes Zeichen; sie macht die Menschen darauf aufmerksam, daß das irdische Leben nicht alles ist. Sie macht ein Stück vom Ewigen Leben, von der Zukunft sichtbar, real erfahrbar. Und sie lädt auch dazu ein, sich im irdischen Leben schon auf diese Zukunft vorzubereiten, auszurichten.
"Wenn uns niemand vom Heiligen Land etwas zeigt und erzählt, werden wir nie die Sehnsucht haben, dorthin zu pilgern. Es braucht also immer jemanden, der das Ziel erklärt, und das ist die Aufgabe der ehelosen Christen: jetzt schon inmitten dieser Weltzeit das leben zu dürfen, was am Ziel, in der End-Vollendung bei der Hochzeit des Lammes sein wird, sodaß die Menschen neugierig werden und sagen: dahin wollen wir!"
Natürlich wird das nicht immer so gelebt: "Wieviele künstliche 'Heizöfen' haben sich die ehelosen Christen geschaffen, wenn das eigentliche 'Feuer' ausgeht – wieviel 'Ersatz' suchen sie für Christus! Wenn Christus die ehelosen Christen nicht ganz ausfüllen kann und sie sich als 'halbe Menschen' fühlen, dann ist die ganze Ehelosigkeit ein 'Schwindel'. (...) Dort, wo wir Kompromisse brauchen, wird die 'Welt' nicht nach unserem Geheimnis fragen, ganz bestimmt nicht!", schreibt Buob.
Die Ehelosigkeit wird nicht immer so gelebt, wie es sein sollte, und erntet dafür berechtigte Kritik. Aber wird sie nur deshalb so in Frage gestellt? Vielleicht gelingt Ehelosigkeit, gelingt der Zölibat doch viel öfter, als es scheint. Vielleicht ist gerade der Widerstand der Welt auch ein Zeichen für die große Strahlkraft, welche die gelungen gelebte Ehelosigkeit tatsächlich hat, weil sich die Welt in ihrer "diesseitigen Beheimatung" nicht stören lassen will:
"Solange wir auf Widerstand stoßen, haben wir immer noch eine kleine Garantie, daß wir etwas von dem leben, was Jungfräulichkeit ist."
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* Buob, Hans: Berufen zur Hingabe. Die evangelischen Räte. 1. Aufl. Linz: Veritas, 1990.
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