Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich
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Mag. Elisabeth Svoboda                                                                                                                         alle Artikel         Startseite 

"Oben" und "unten" bei kirchlichen Funktionen

So wie im weltlichen Bereich gibt es auch in der Kirche notwendige Strukturen, Funktionen, Ämter. Daraus ergibt sich auf den verschiedenen Ebenen, in verschieden großen Abstufungen etwas, das man als ein Oben und Unten empfindet.

Probleme scheinen dadurch auch schon vorprogrammiert zu sein: Man ist leicht der Meinung, daß es der, der oben ist, auf Grund seiner Funktion in irgendeiner Weise besser hat; daß er Vorteile hat, Privilegien, mehr Ansehen. Eine begrenzte Anzahl von Personen wird hervorgehoben und kommt in diesen Genuß, in den die anderen nicht kommen. Man empfindet eine gewisse Ungerechtigkeit. Dies führt zu Unzufriedenheit, Mißgunst, Neid, Konkurrenzverhalten.

Wie soll  man damit umgehen? Sollen nun dem, der oben ist, eventuelle Vorteile gegönnt werden und soll gegen die eigene Mißgunst angekämpft werden?

Gegen Mißgunst und Unzufriedenheit im Herzen, die Unfrieden erzeugen, kann auf alle Fälle angekämpft werden. Doch sollte man auch über Vorteile ein wenig nachdenken.

Mißgunst kann sich durchaus aus einer falschen Vorstellung ergeben: Aus der Nähe betrachtet, verliert manches Amt an Glanz, und es tritt eine nicht vermutete Last zutage. Doch daß Menschen Neid empfinden, kann auch ein treffsicherer Anzeiger, ein Indikator dafür sein, daß tatsächlich etwas nicht in Ordnung ist.

Jesus wußte genau um die Problematik des "Oben" und "Unten". Er wußte, wie das in der Welt üblicherweise so läuft und daß es in der Kirche, unter den Christen, leider oft nicht viel anders ist. Darum sagte er zum Beispiel: "Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste und der Führende soll werden wie der Dienende. Welcher von beiden ist größer: wer bei Tisch sitzt oder wer bedient? Natürlich der, der bei Tisch sitzt. Ich aber bin unter euch wie der, der bedient." (Lk 22,26-27).

Und woanders sagt er: "Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müßt auch ihr einander die Füße waschen ... Amen, amen, ich sage euch: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr und der Abgesandte ist nicht größer als der, der ihn gesandt hat." (Joh 13,14-16). Und: "...Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein." (Mk 9,35). Und auch: "Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele." (Mt 20,28).

In der Kirche soll es also genau umgekehrt sein als wie es in der Welt üblich ist: Nicht je höher oben, umso leichter, umso besser, umso vorteilhafter, umso bequemer, umso mehr Annehmlichkeiten. Sondern je höher oben, umso mehr so, wie ein Christ sein soll, umso mehr Christusnachfolge, umso mehr Christusähnlichkeit, umso mehr wie er das Kreuz auf sich nehmen, umso weniger besondere Annehmlichkeiten. Je höher oben, umso weniger "oben", umso mehr "unten".

Wenn "oben" also wirklich nach den Worten Jesu gelebt wird, wenn mit dem oft verwendeten Wort "Dienst" wirklich das stattfindet, was man unter "Dienen" versteht, wenn der, der oben ist, als echter Diener erlebt wird, dann ist dieses "Oben" auch annehmbar. Dann gibt es keinen Grund zum Neid.

Dieses echte Dienen, die Nachfolge, nicht beneidenswert, weil äußerlich unattraktiv, hat aber doch auch einen wirklichen Vorteil, ein "Privileg": es schenkt Freude aus einer anderen, inneren Quelle. Das Wesen echter Nachfolge ist jedoch, aus dieser Quelle nicht nur für sich selbst zu beziehen, sondern sie denen, die sie noch nicht entdeckt haben, zu erschließen, zugänglich zu machen, also den Vorteil, das Privileg, allen, auch den "Untersten", zukommen zu lassen. Und da jeder einzelne zur Nachfolge berufen ist, steht es jedem, auch dem Untersten, offen, nicht nur Empfänger von oben zu sein, sondern selbst anderen etwas von Gott zu erschließen, der "Diener aller" zu werden, "Erster" zu werden.

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