Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich
Mag. Elisabeth Svoboda
Der Rosenkranz –
ein theologisch ernstzunehmendes Gebet
Das Rosenkranzgebet gilt vielfach als eine veraltete, eintönige, aus der Volksfrömmigkeit hervorgegangene Gebetsform für eher einfache Leute und für spezielle "Marienverehrer". Ein aufmerksamer Gang durch die theologischen Buchhandlungen läßt jedoch bemerken, daß der Rosenkranz langsam wieder neu entdeckt wird. Und daß es darüber viele gescheite Bücher gibt, ist auch ein Hinweis, daß der Rosenkranz trotz der Einfachheit seiner Betweise offenbar doch sehr viel an Überlegenswertem an sich hat.
Der Rosenkranz hatte in der Kirche stets einen hohen Stellenwert; er wurde theologisch analysiert und beurteilt.
"Tatsächlich ist der Rosenkranz ... ein zutiefst christologisches Gebet. In der Nüchternheit seiner Teile vereinigt er in sich die Tiefe der ganzen frohen Botschaft, für die er gleichsam eine Kurzfassung ist. (...) Diesem Gebet haben viele meiner Vorgänger große Bedeutung zugemessen. (...) Unter den Päpsten der jüngeren Geschichte, die sich in der Konzilszeit durch die Verbreitung des Rosenkranzes ausgezeichnet haben, möchte ich an den seligen Johannes XXIII. erinnern und vor allem an Paul VI., der im Apostolischen Schreiben Marialis cultus in Übereinstimmung mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil den evangeliumsgemäßen Charakter des Rosenkranzgebetes und seine christologische Ausrichtung hervorgehoben hat." (Apostolisches Schreiben "Rosarium Virginis Mariae" Nr. 1-2, von Johannes Paul II,, 2002).
"... Von diesen Tagungen und Forschungen her sind die hauptsächlichen Merkmale des Rosenkranzes, seine wesentlichen Elemente und ihr Verhältnis zueinander deutlicher hervorgetreten. So ist zum Beispiel der biblische Charakter des Rosenkranzes in hellerem Licht erschienen ..." (Apostolisches Schreiben "Marialis cultus" Nr. 43-44, von Paul VI., 1974).
Auch in den CIC, das kirchliche Gesetzbuch, hat der Rosenkranz Eingang gefunden. Im Kapitel über die Ausbildung der Kleriker heißt es: "Zu fördern sind die Verehrung der seligen Jungfrau Maria, auch durch den Rosenkranz, das betrachtende Gebet und andere Frömmigkeitsübungen, in denen die Alumnen den Geist des Gebetes erlangen und Kraft für ihre Berufung gewinnen." (Can. 246, § 3).
Benedikt XVI. betet ihn, und er sagte beim Angelus am 14. Oktober 2007: "Alles wird möglich und leichter, wenn man jene Selbsthingabe an Maria lebt, die Jesus wollte, als er am Kreuz sagte: 'Frau, siehe dein Sohn!'. Maria ist die Zuflucht und der Weg, der zu Gott führt. Konkretes Zeichen dieses Auftrags ist das tägliche Gebet des Rosenkranzes.".
Johannes XXIII. schrieb: "Den Rosenkranz, den ich seit Anfang 1958 vollständig (täglich alle drei, Anm.) und andächtig zu beten mir vorgenommen habe, ist zu einer ruhigen Übung der Betrachtung und Konzentration geworden, die meinen Geist offenhält für das weite Feld meines obersten Lehr- und Hirtenamtes in der Kirche als gemeinsamer Vater aller Gläubigen." (Johannes XXIII. Geistliches Tagebuch und andere geistliche Schriften. 9. Aufl. Freiburg i.Br.: Herder, 1965.)
Ja, und der Konzilstheologe Karl Rahner hat ihn übrigens auch gebetet.
Vor diesem Hintergrund wird vielleicht die wahre Bedeutung der stets sehr einfach klingenden Botschaften der Muttergottes in Medjugorje etwas klarer, wenn es zum Beispiel heißt: "Heute lade ich euch ein, daß ihr mit lebendigem Glauben den Rosenkranz zu beten beginnt. So werde ich euch helfen können. Ihr, liebe Kinder, wollt viele Gnaden erhalten, betet aber nicht. Ich kann euch nicht helfen, weil ihr nicht aufbrechen wollt. Liebe Kinder, ich rufe euch auf, daß ihr den Rosenkranz betet, daß euch der Rosenkranz zur Verpflichtung wird, die ihr mit Freude verrichten werdet. So werdet ihr erkennen, warum ich so lange mit euch bin. Ich will euch beten lehren." (12.6.1986).
Fühlen auch wir uns eingeladen, uns mit diesem biblischen, christologischen und konzilsgemäßen Gebet wieder mehr zu befassen!